Die Witterung im Jahr 2009 an den Küsten
Das Jahr 2009 war nach der Analyse der weltweiten Oberflächentemperaturen um 0,44 K zu warm und damit das 6.-wärmste Jahr seit 1850, dem Beginn des Land-See-Datensatzes des UK Met Office Hadley Centres und der CLIMAT Research Unit der Universität East Anglia. In den deutschen Küstengebieten fiel es mit Jahresmittelmitteltemperaturen von rund 9 bis 10 °C um rund 1 K wärmer aus als der Bezugszeitraum 1961 - 1990. Es fiel damit nicht so warm aus wie die Vorjahre.
Anders als wir das von den letzten Jahren gewohnt waren, startete das Jahr 2009 nicht mild, sondern winterlich mit Kälte und einer zeitweiligen Schneedecke. Januar und Februar hatten einen winterlichen Charakter. Nach einem März, der um 1 - 2 K zu mild ausfiel, vollzog sich im April eine ungewöhnlich rasche Erwärmung. Er war deutschlandweit der wärmste und sonnenscheinreichste April seit Beginn regelmäßiger Messungen vor rund 120 Jahren. Nur auf den Inseln und in Küstenbereichen Nordfrieslands blieb er teilweise etwas kühler als der bis dahin wärmste April im Jahr 2007. Die Monatsmitteltemperaturen lagen um 3 - 5 K über den Vergleichswerten. Östlich von Rügen gab es sogar schon 2 Sommertage. Der Mai war dann um bis zu 2 K zu warm. Die Schafskälte, die gewöhnlich Mitte Juni erwartet wird, trat im Juni schon zu Monatsbeginn ein und ließ den gesamten Monat um bis zu 1 K zu kalt ausfallen. Die nächtlichen Tiefsttemperaturen waren teilweise die niedrigsten, die seit Messbeginn jemals in einem Juni registriert wurden. Die Sommermonate Juli und August, aber auch der September mit seinem Altweibersommer brachten sonnenscheinreiche und überdurchschnittlich warme Witterung. Der 20. August war mit bis zu 33 °C an der Ostsee und 34 bis 35 °C an der niedersächsischen Nordseeküste der heißeste Tag des Jahres. Im Oktober ging dann das Temperaturniveau deutlich zurück. Dieser Monat fiel sogar um rund 1 K zu kühl aus und brachte vereinzelt den ersten Luftfrost um -1 °C, was aber nicht ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich mild war dagegen der November, der um 2 - 3 K zu mild ausfiel und nur geringfügig kühler war als der bisher wärmste im Jahr 2006. Im Dezember kam dann die Kälte. Der 19. und 20. Dezember waren die kältesten Tage des Jahres. An der niedersächsischen Nordseeküste erreichten die Tageshöchstwerte nur -6 bis -7 °C, an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns sogar nur -10 bis -12 °C. In der Nacht trat auch der strengste Luftfrost auf, an der Ostsee von -10 bis -20 °C.
Obwohl die Wintermonate kalt und frostreich waren, blieb die Gesamtzahl der Frost- und Eistage des Jahres 2009 unter den Mittelwerten von 1961 - 1990. Das ist vor allem auf die ungewöhnlich milden Monate April und November zurückführen, in denen Fröste weitgehend ausblieben. Meist gab es 35 bis 60 Frosttage (auf Helgoland 24), womit die Vergleichswerte um rund 10 - 15 Tage unterschritten wurden. Lediglich östlich von Rügen lag die Anzahl der Frosttage mit 80 - 87 Tagen im Bereich der Mittelwerte. Dauerfrost herrschte an der Nordsee nur im Januar und Dezember, an der Ostsee auch im Februar. Meist gab es zwischen 6 und 13 Eistage, östlich von Rügen 16 - 19, auf Helgoland 2. Damit wurden die Mittelwerte um rund 10 Tage verfehlt. Verglichen mit den Vorjahren verzeichneten 2007 und 2008 weniger Frost- und Eistage. Nachdem östlich von Rügen schon Ende April. Höchsttem-peraturen von mindestens 25 °C erreicht wurden, brachten die Monate Mai bis September weitere Sommertage. Insgesamt wurden auf Helgoland 2, am Kap Arkona 3, an der Nordsee 5 bis 17, an der Ostsee 11 bis 24, am Kleinen Haff 34 Sommertage gezählt. Das waren an der Nordsee um bis zu 4, an der Ostsee meist 4 - 7 Tage mehr als im Mittel. Höchsttemperaturen von mindestens 30 °C wurden nur an maximal 2 Tagen verzeichnet, womit die Zahl der heißen Tage die Durchschnittswerte traf. Verglichen mit den Vorjahren hatte vor allem das Jahr 2006 deutlich mehr dieser sehr warmen Tage.
Anders als im Vorjahr, in dem meist überdurchschnittliche Niederschläge fielen, was das Jahr 2009 vielfach leicht zu trocken. Niederschlagshöhen zwischen 460 und 570 mm an der Ostsee und 650 und 770 mm an der Nordsee bedeuteten Defizite bis 15 %. Sowohl die Zahl der Tage, an denen mindestens 1 mm Niederschlag registriert wurde, als auch die mit Starkniederschlägen von mindestens 10 mm lag dabei im Bereich der Mittelwerte. Den geringsten Niederschlag verzeichnete im Jahresverlauf der April, bei dem die 2. Monatsdekade sogar niederschlagsfrei blieb. An der Ostsee fielen weniger als 10 mm, an der Nordsee rund 10 - 20 mm, was 20 - 50 % der Monatsmittel bedeutet. Damit war dieser April nicht so niederschlagsarm wie der bereits erwähnte April 2007. Zu trocken waren aber auch Januar, August und September, in denen regional nur die Hälfte des gewöhnlichen Niederschlags fiel, der Oktober im Nordseeraum und der Dezember. Zu nass war es vor allem im Juli mit Überschüssen bis um 50 %, im Oktober an der Ostsee mit bis zum Doppelten der Monatsmittel und im November mit einem Plus bis ebenfalls um 50 %. In den Wintermonaten fiel der Niederschlag teilweise als Schnee. Meist blieb die Schneedecke unter 5 cm und hielt sich nicht lange. An einigen Küstenabschnitten der Ostsee wuchs die Schneedecke Mitte Februar bis auf 10 cm an, östlich von Rügen am 19. sogar bis auf 20 cm und hielt sich bis in letzte Februarwoche hinein. Nur sehr kurz andauernde Schneedecken wurden dann in den Monaten März und November beobachtet, während im Dezember nach einer Umstellung auf frostige Witterung zur Monatsmitte Schneehöhen gebietsweise 10 cm erreichten, was im Insel- und Küstenraum Ostfrieslands teilweise Rekordschneehöhen für diesen Monat bedeutete. Das bekannte "Weihnachtstauwetter" bewirkte dann ein rasches Abtauen noch vor Jahresende
Die Sonnenscheindauer bewegte sich meist zwischen 1620 Stunden an der Ems-Mündung und 1986 Stunden am Kap Arkona. Damit überschritt sie die vieljährigen Mittelwerte vielfach um rund 10 % und war damit ähnlich hoch wie im Vorjahr. Außergewöhnlich sonnenscheinreich war der April. Mit Ausnahme von Helgoland war er der sonnenscheinreichste April seit dem Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen. Bei vorherrschendem Hochdruckeinfluss wurden mit 222 (Emsmündung) bis 333 (Kleines Haff) Sonnenstunden die vieljährigen Mittelwerte um 30 bis 100 % überschritten. Überdurchschnittlich viel Sonnenschein gab es auch im Januar, Mai, in den Sommermonaten und im September. Dagegen schien die Sonne in den ohnehin schon sonnenscheinarmen Monaten Februar und November noch deutlich seltener als gewöhnlich.
Die küstennahen Gewässerzonen von Nord- und Ostsee kühlten sich bis in den Februar hinein ab. Dabei kam es vor allem in den geschützten Buchten und inneren Boddengewässern der Ostsee, vom 6. Januar an auch an den nordfriesischen Küsten zu vorübergehender Eisbildung. Aber nur die Boddengewässer südlich vom Darß und das Kleine Haff waren überwiegend mit Festeis, das meist dünner als 15 cm war, bedeckt. Im Februar blieben die flacheren Nordseegebiete um 1 - 2 K zu kühl. Das Eis schmolz im Februar vollständig ab. Im März vollzog sich dann zunächst eine allmähliche, im April eine rasche Erwärmung der Gewässer, die die Wassertemperaturen in den flacheren Gewässerzonen auf 10 - 14 °C ansteigen ließ. Die Monatsmittel bewegten sich nun um rund 1 - 2 über dem Durchschnitt. Im Juni mit seinem unterdurchschnittlichen Temperaturniveau verzögerte sich dann die weitere Erwärmung deutlich, so dass die Wassertemperaturen in den flacheren Küstenbereichen von Nord- und Ostsee mit 15 - 16 °C im Monatsmittel leicht unter den vieljährigen Bezugswerten blieben. Anfang Juli erwärmten sich die Gewässer bei Hochdruckeinfluss kräftig und erreichten in der westlichen Ostsee stellenweise fast 23 °C im Tagesmittel. Insgesamt lagen sie um 1 - 2 K über dem Mittel. Im August und September blieb die westliche Ostsee überdurchschnittlich warm, während die Nordseetemperaturen im Bereich der vieljährigen Mittelwerte lagen. Nach einem beschleunigten Temperaturrückgang im Oktober verzögerte die milde Novemberwitterung dann die weitere jahreszeitliche Abkühlung erheblich. Im Dezember förderte die frostige Witterung die Abkühlung der Gewässer. In den küstennahen Nordseezonen gingen die Wassertemperaturen sogar um 6 bis 7 K auf 1 - 2 °C zurück, an der westlichen Ostsee um 4 bis 5 K auf 3 °C. Im Mittel waren die Gewässer aber noch um rund 0,5 K zu warm.
Das Jahr 2009 begann im deutschen Küstenraum nicht so windreich wie die beiden Vorjahre. Tiefdruckgebiete oder Tiefausläufer lösten nur Spitzenböen aus, die Bft 8 oder 9 entsprachen, in exponierten Insellagen vereinzelt auch Bft. 10. Etwa doppelt so häufig wie gewöhnlich, nämlich zu rund 30 % der Zeit, kamen im Nordseeraum Starkwinde von 6 - 7 Bft vor. Im weiteren Jahresverlauf war dann das Auftreten von Starkwinden deutlich geringer. Der April fiel ungewöhnlich windarm aus, wobei der Anteil von Winden aus östlichen Richtungen mit 60 - 70 % doppelt so hoch war wie im Mittel (vergleiche Abbildung 5).. Stürmische Winde traten in den Sommermonaten immer mal wieder auf, verursacht entweder durch Tiefausläufer oder durch Gewitter. Meist entsprachen die stärksten Böen aber nur Bft 8 bis 9, regional mal Bft 10 und bei Gewittern vereinzelt Bft 11 (z.B. am 21. Mai in Rostock-Warnemünde). Im September wurden orkanartige Böen (Bft 11) von dem ehemaligen Tropensturm DANNY im Nordseeraum ausgelöst. Ab Oktober war es dann wieder windiger. An der Nordsee traten Windstärken ab Bft 6 mit einem Anteil von 30 % im Oktober, 40 % im November und von 35 % im Dezember etwa doppelt so häufig auf wie im Mittel. Maximale Spitzenböen entsprachen meist Bft 8 bis 9, ein bis zweimal pro Monat auch Bft 11. Das Sturmtief SÖREN, das am 3. Oktober nördlich von Groß Britannien nach Südskandinavien zog, führte auf der Hallig Hooge sogar zu Böen bis Orkanstärke. Die milde Witterung im November war mit einem ungewöhnlich hohen Anteil an Winden aus südlichen Richtungen verbunden, die zu 85 bis 90 % der Zeit wehten und eine Steigerung zum vieljährigen Mittel von rund 30 % führten.